Absage

Absagen und Versagen

Absagen werden sowohl vom Bewerber als auch von Dritten leicht als persönliches Versagen gewertet. Manche Stellenanbieter scheinen dies zu wissen und bemühen sich um entsprechend kreative Formulierungen bei den Absagen, sei es, um von dem Unternehmen ein gutes Bild zu vermitteln oder um extreme Reaktionen beim Empfänger der Nachricht zu verhindern oder aus sonstigen Gründen.

Die wahren Gründe für eine Absage erfährt der Bewerber im Allgemeinen nicht. Bei den meisten Bewerbungen erfährt der Bewerber weder etwas über die Auswahlkriterien des Stellenanbieters noch kann er einen Vergleich zu den Mitbewerbern ziehen, sodass er seine Chancen nicht bewerten kann und keinerlei Rückschlüsse ziehen kann, ob bei seinen Bewerbungen etwas zu ändern oder zu verbessern ist.

Somit steigen oft mit zunehmender Anzahl von Absagen im Laufe der Zeit die Selbstzweifel. Dieser Vorgang wird verstärkt, wenn sich bei zunehmender Zahl erfolgter Bewerbungen keine oder nur relativ wenige Vorstellungsgespräche ergeben.

Wer sonst recht erfolgreich war, muss nun unter Umständen lernen, mit den Absagen und seinem vermeintlichen Misserfolg umzugehen, da eine dauerhafte, Mut zusprechende und aufbauende Unterstützung von Dritten eher die Ausnahme als die Regel darstellt.

Eine Absage gehört in die Ablage und nicht ständig vor Augen geführt.

Absagen und Glücksspielfaktor

Wer eine Bewerbung als Glücksspiel begreift, bei dem man nur begrenzt Einfluss auf die Gewinnchance hat, wird Absagen weniger als Versagen oder Misserfolg werten, sondern eher auf sein Glück beim Bewerbungsglücksspiel hoffen.

Auch wenn der Bewerber sich so gut wie möglich anzubieten versucht, handelt es sich bei allen Bewerbungsformen selten um etwas anderes als Glück - und um Glück zu haben oder nicht, gibt es viele Möglichkeiten.

Absagen-Wettbewerb

Für Unternehmen gibt es einen Wettbewerb für das beste Absageschreiben. Allerdings setzt sich die Jury des Wettbewerbs nicht aus Jobbewerbern bzw. Empfängern von Absageschreiben zusammen. Das Ergebnis, die Gewinner und ihre Absageschreiben sowie Tipps für so genannte Eisschreiben werden als Buch angeboten.
Bei Eisschreiben handelt es sich nicht, wie man vielleicht vermutet, um besonders kühl verfasste Absagen, sondern – im Gegenteil – um Absagen, die sich so freundlich an die Bewerber wenden wollen, dass das Unternehmen bei den Bewerbern in guter Erinnerung bleibt und später gegebenenfalls wieder auf sie zukommen kann, wenn man der Eisschreiben-Internetpräsentation57 glauben kann. Die Bewerbungen werden demnach quasi eingefroren und bei Bedarf aufgetaut. Wird man da als Bewerber nur auf Eis gelegt oder auch aufs Eis geführt?
Einen zum Wettbewerb für Absageschreiben äquivalenten Wettbewerb für Bewerber, bei dem das beste Bewerbungsschreiben prämiert wird, gibt es hingegen von den Initiatoren des Wettbewerbs für Absageschreiben nicht.